Das Atom war stets feundlich zu mir
Veröffentlicht: 14/03/2011 Abgelegt unter: NEU, POLITISCH KORREKT | Tags: AKW, Gefahren, Kernenergie, Kernschmelze, Sicherheit, TEPOC Hinterlasse einen KommentarJapan steht vor einer atomaren Katastrophe. Durch das Erdbeben mit einer Stärke von 8,9 kam es binnen weniger Stunden zu einer Kernschmelze in einem der zehn Reaktoren im Kernkraftwerk Fukushima 1, dem Herzen von Japans Atomindustrie. Schuld daran ist der Ausfall der Stromversorgung, die für das Kühlsystem des Wasser-Dampf-Kreislaufs notwendig ist. Somit überhitzt der Reaktorkern und die Brennstäbe werden beschädigt. Die Folge ist eine Kernschmelze. Fukushima 1 erwartet nun, 3 Tage nach der Tragödie, die 2. bzw. schon 3. Kernschmelze nach dem Beben. Die Folgen werden schon jetzt mit denen in Tschernobyl verglichen.
- Der Betreiber, TEPCO, ist Asiens größter Energieerzeuger. Der Konzern verfügt über eine Stromerzeugungskapazität von insgesamt 62,7 Millionen Kilowatt. Vehement setzten sie sich nach dem Beben dafür ein, Japan in drei Sektoren aufzuteilen und jeweils den Strom für drei Stunden am Tag auszuschalten.
- 2002 kam es zur Veröffentlichung der AKW- Berichte des Betreibers, die die Sicherheitsmaßnahmen und Inspektionen behielten. Jedoch waren diese gefälscht. TEPCO (Tokyo Electric Power Co. Inc.) nannte als Grund die hohen Kosten für Inspektionen.
- TEPCO plant seit Jahren einen Ausbau des AKW um weitere Siedewasserreaktoren. Diese Planungen verschoben sich jedoch immer wieder, da es 2007 zu einem verheerenden Unfall kam, der jedoch vertuscht wurde. Was genau geschah ist bis heute ungewiss.
- TEPCO gab – laut des Wallstreet Online Magazines – ebenso 2007 bekannt, „dass Mitarbeiter in diesem Werk im Jahr 1978 gegen Sicherheitsvorschriften verstoßen haben“.
- TEPCO versucht alles daran, die Vorfälle an ihrem AKW Fukushima 1 unter Verschluss zu halten und so wenige Informationen wie möglich nach Außen zu lassen. Experten sprechen schon jetzt von einem Super-Gau, TEPCO jedoch von einem „Patzer“. Andererseits lässt sich auch damit argumentieren, dass der Konzern zur Zeit einfach hilflos und ratlos ist, ebenso wie die japanische Regierung.
Ich sehe davon ab, auf die physikalischen Grundlagen einzugehen. Dennoch ist erwähnenswert, dass Kernkraftwerke im Jahre 2009 weltweit rund 13% des gesamten Strombedarfs gedeckt und gleichzeitig klimawirksame Emissionen von etwa 2,5 Mrd. t CO2 vermieden haben.
Ende letzten Jahren waren weltweit in 30 Ländern insgesamt 437 AKWs in Betrieb. In Deutschland besitzen wir 19 AKWs und keine weiteren in Bau. Zum Vergleich: China besitzt 11 AKWs in Betrieb, weitere 20 sind in Bau. Japan hingegen besitzt 54. Wichtig ist auch zu erläutern, in welchen Ländern AKWs stehen: Es geht von Armenien, Argentinien über Bulgarien und Pakistan, von Frankreich, Indien, Iran, Russland nach Ungarn und Taiwan.
Die Leistungsstärksten AKWs, also die mit der höchsten Stromproduktion befinden sich zumeist in Deutschland (Isar-2, mit E.on Kernkraft als Betreiber) und in der USA (Palo-Verde-1).
Weiter: „Bei der Versorgungssicherheit sind als positives Argument die auf allen Kontinenten verfügbaren Uranreserven zu nennen, die zum Beispiel die Abhängigkeiten von einzelnen Regionen oder Staaten bei der Kernbrennstoffversorgung vermeiden.“
Ebenso ist es Fakt, dass AKWs eine sehr gute Kohlendioxid- Bilanz haben. Um den Ausstoß der Treibhausgase durch Atomkraft bis 2050 aber zu halbieren, müssten die Anzahl der Atomkraftwerke weltweit verdreifacht werden.Einige weitere wissenswerte Argumente:
- Seit Tschernobyl gab es keinen ernsten Unfall mehr, und das bei weltweit über 400 AKWs.
- Das Risiko einer Gefährdung für den Menschen ist gering (siehe Unfallrisiko).
- Die Bereitstellung von Atomstrom ist wesentlich günstiger als die Bereitstellung von Kohlestrom.
- AKWs können gigantische Mengen an Energie gewinnen.
- (AKWs in Deutschland sind die am sichersten weltweit.)
- Wind und Sonne werden in Zukunft immer häufiger die Stromnachfrage decken
- durch kurzfristige AKW Abschaltungen müssen die Konzerne auf Gewinne in Höhe von 20 – 80 Milliarden Euro verzichten
- um dem zu entgehen, werden die Atomkonzerne Gegenmaßnahmen einleiten:
- der gesetzlich geregelte(!) Ökostrom- Vorrang muss abgeschafft
- und der Ausbau erneuerbarer Energien begrenzt werden
- ökologische Energiewende soll verzögert werden
Tschernobyl ist bei Stufe 7 (Katastrophaler Unfall) gesetzt, der Unfall in Fukushima 1 wird von Experten zur Zeit auf 4 geschätzt. Zum Verständnis: Sicherheit wird hier aber bis 5 verstanden. D.h. erst eine Unfalleinschätzung in Stufe 6 und 7 gilt als Sicherheitsgefahr für den Menschen. Ipso facto kommen Experten zu dem Ergebnis, dass es keine Gefahr für den Menschen gibt.Ich habe recherchiert was unter Stufe 4 überhaupt fällt, also wovor wir uns überhaupt nicht sorgen müssen. Folgendes Ergebnis:
- Geringe Freisetzung
- Strahlenexposition der Bevölkerung in Höhe eines Bruchteils der natürlichen Strahlenexposition
- akute Gesundheitsschäden
- schwere Strahlenbelastung
- Ein Erdbeben darf nicht als Ausnahme abgestumpft werden, sondern sollte als ein möglicherweise regelmäßig auftretenden Fall beachtet werden; Erdbeben sind auf den meisten Kontinenten möglich, und überall verstreut finden wir laufende AKWs, die meistens sogar mit ganz unterschiedlichen Sicherheitsmaßnahmen geregelt sind.
- Es gibt kein Vertrauen, dass im Kriegsfall Kernreaktoren von Zerstörung ausgenommen werden.
In einem interessanten Aufsatz über Kernenergie und regenerative Energien der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, fand ich den Hinweis zur Uni Bremen, die in einer Studie vor „liberianischen Verhältnissen“ warnten. Nach längerer Suche fand ich die von Prof. von Ehrenstein durchgeführte Studie. Dabei sind mit liberianischen Verhältnisen Länder gemeint, in denen man großzügiger umgeht mit Gefahren, schon von der Kultur her. Wieder andere Länder sind arm, so dass ganz andere Sicherheitskriterien gelten.
In Japan wurden die Sicherheitsmaßnahmen für laufende AKWs im Jahre 2006 erhöht. Nach einem Erdbeben sollten die AKWs nicht mehr Beben mit einer Stärke von 7,3 aushalten können, sondern nun 8,2. Aber wer rechnet schon mit einer Bebenstärke von 8,9? Damit sind wir beim größten Problem. Es gibt keine Möglichkeit Gefahren auszuschließen, die man nicht ausschließen kann.
Man muss sich begreifbar machen: Wenn es wirklich schon zu einer einzigen Kernschmelze kommt, ist mindestens ganz Japan verstrahlt. Somit Auch Tokio. Zusätzlich befinden sich derzeit drei weitere AKWs auf „akuten Gefahrenzonen“, d.h. absolut Erdbebengefährdet – wer kann das verantworten?
Trotz aller Auswirkungen – die Welt muss sich nun einmal gemeinsam fragen, wie sehr sie Gefahren wirklich beherrscht.